Donnerstag, 21. Juli 2011

Jiu Jitsu in Deutschland

Die Geschichte des Jiu Jitsu in Deutschland begann mit dem Namen Erich Rahn. Rahn stammte aus einer angeseheneen Berliner Kaufmannsfamilie und war durch die bis nach Asien reichenden Geschäftsbeziehungen seines Vaters bereits als Kind mit Jiu Jitsu in Kontakt gekommen.

Rahn sah im Zirkus Schumann den Jiu Jitsu-Meister Katsukuma Higashi. Dieser brachte einen größeren und scheinbar überlegenen Gegner binnen Sekunden zu Boden, woraufhin Rahn nach langen Überredungskünsten Higashis Schüler wurde. 

Dies war der Beginn des Jiu Jitsu und Judo in Deutschland.

Rahn eröffnete noch im selben Jahr (1906) im Alter von 21 Jahren in einem Hinterzimmer einer Kneipe in Berlin-Mitte die erste deutsche Jiu Jitsu-Schule.

Die Selbstverteidigung stand bei ihm dabei im Vordergrund und leider spielte die hinter dem Budō stehende Philosophie kaum noch eine Rolle. Durch die „Verwestlichung“ fanden auch immer mehr Griffe aus dem Ringen, Schläge aus dem Boxen und Kraftanwendungen Einzug in das Jiu Jitsu.
Die Polizei wurde durch Vorführungen auf Rahn aufmerksam und übertrug ihm, nach einer Vorführung am 30. Juni 1910, im Königlichen Polizeipräsidium die Ausbildung der Berliner Kriminal- und Schutzpolizei. Ab 1913 unterrichtete er an der Militärturnanstalt Berlin.

Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) ruhte der Jiu Jitsu Unterricht in Deutschland und wurde erst 1919 wieder aufgenommen. 1920 wurde von ihm in Berlin Schöneberg der erste Berliner Jiu Jitsu-Club gegründet und 1922 bereits der erste Zentralverband der Deutschen Jiu Jitsu Kämpfer. In Deutschland wurde das Jiu Jitsu bald zum Wettkampfsport, woraufhin Rahn 1922 im Berliner Sportpalast die erste Deutsche Jiu Jitsu Meisterschaft gegen Hans Reuter gewann.
1923 wurde von Erich Rahn der „Reichsverband für Jiu Jitsu“ – der heutige „Deutsche Jiu-Jitsu-Ring Erich Rahn e. V.“ – gegründet. 

1925, im Alter von 40 Jahren, zog sich Rahn von verschiedenen öffentlichen Kämpfen, gegen Boxer und Ringer in Varietés und Zirkussen, in ganz Deutschland  zurück. Unbesiegt.

Obwohl 1930 durch Rahns Schüler bereits 110  Jiu Jitsu Vereine registriert waren, ging die Tendenz vom Jiu Jitsu zum von Jigoro Kano entwickelten Judo über. Die europäische Judo Union wurde 1933 von Alfred Rhode gegründet. Der wettkampfsportliche Teil des Jiu Jitsu bekam den Namen des von J. Kano entwickelten Systems: Judo.
Amtlich wurde der Name Judo in Deutschland durch das Gespräch zwischen dem damaligen Reichssportführer und Jigoro Kano, der mit drei seiner Schüler im selben Jahr aus Japan nach Deutschland kam.

Zwischen den Jahren 1939 und 1945 fand in Deutschland durch den Krieg keine Weiterentwicklung des Jiu Jitsu statt. Nach Ende des Krieges wurde Judo und Jiu Jitsu durch die Alliierten im Zuge der Entmilitarisierung (Direktive Nr. 23) des Deutschen Sportwesens in Deutschland und auch in Japan verboten. Nach langen Verhandlungen wurde 1949 die Direktive Nr. 23 in allen Besatzungszonen aufgehoben und zuerst das Judo Trainung und später das Jiu Jitsu Trainung freigegeben.

1950, im Alter von 65 Jahren wiedereröffente Erich Rahn seine Schule in Berlin Schöneberg, die 1944 zerbombt wurde.

Das Deutsche Dan Kollegium (DDK) wurde am 20. September 1952 in Stuttgart gegründet, dessen erster Präsident im Alter von  56 Jahren Alfred Rhode wurde.
1953, am 8. August, wurde in Hamburg der Deutsche Judo Bund (DJB) gegründet. Dieser wurde 1956 vom Deutschen Sport Bund (DSB) als Mitglied anerkannt. Auf dem Verbandstag im Jahr 1957 wurde beschlossen, dass das Prüf- und Lehrwesen beim DDK bleiben- und die anderen Aufgaben der DJB übernehmen soll.

Dietmar Gdaniez (10. Dan Jiu Jitsu, Rahns Schüler seit 1957) wurde 1972 durch Erich Rahn an dessen Geburtstag am 1. Mai zu seinem Nachfolger ernannt.

Gdanietz war 1966 bereits Cheftrainer des Deutschen Jiu-Jitsu-Ring Erich Rahn e.V. (DJJR).

Am 5. Juli 1973 starb Erich Rahn mit 88 Jahren.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen